Kampala: Im Verkehrschaos zu Hause

Einen Bus durch die verstopften Straßen der ugandischen Hauptstadt zu manövrieren, ist eine tägliche Herausforderung. Trotzdem möchte Maxwell Okalany keinen anderen Job machen – Bus fahren ist sein Leben.

Nichts geht mehr. Ein LKW, bis oben hin vollgestopft mit einer Ladung Matoke, den grünen Kochbananen, versperrt die Kreuzung. Hinter ihm stehen kreuz und quer Sammeltaxis, in denen mehr Personen sitzen, als es die neun Sitze erlauben.

Der Fahrer eines Pick-ups, dessen Ladefläche kunterbunt besetzt ist, drückt mehrmals auf die Hupe und steigt schließlich schimpfend und wild gestikulierend aus um nachzusehen, warum es an der Kreuzung nicht weitergeht. Zwei junge Männer mit einem toten Schwein auf einem Motorrad und ein Mopedfahrer, der eine zusammengerollte Matratze transportiert, schlängeln sich durch die kleinsten Lücken hindurch und schaffen es über die Kreuzung.

Mangoverkäuferrinnen balancieren prall gefüllte Körbe auf ihren Köpfen zwischen den stehenden Autos umher, Kinder bieten den wartenden Autofahrern Kaugummis, Bonbons und Streichhölzer zum Kauf an. Der Stau ist gut für das Geschäft. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend herrscht in Kampala, der Stadt der sieben Hügel, die übersetzt „Hügel der Antilopen“ heißt, ein einziges Verkehrschaos. Das liegt zum einen daran, dass es hier zu viele Autos, Mopeds und Motorräder gibt und zum anderen daran, dass sich kaum einer an Verkehrsregeln hält.

Wem der Verkehr zuviel wird, macht mal eben auf seinem Motorrad ein Nickerchen

Der ständige Stau im Zentrum während der Hauptverkehrszeiten ist eine tägliche Herausforderung für Maxwell Okalany, der seit 15 Jahren als Busfahrer arbeitet. „Am schlimmsten ist es morgens im Berufsverkehr von 5:30 Uhr bis 8:30 Uhr, von 13:00 bis 14:30 Uhr, wenn die Leute Mittagspause machen und im Feierabendverkehr von 16 bis 20 Uhr. Aber eigentlich haben wir in Kampala eine „rund-um-die-Uhr-Rushhour“, sagt er lachend.

Busfahrer Maxwell Okalany

Maxwell fährt für Pioneer Easy Bus, ein Unternehmen, das die Metropolregion Kampala mit öffentlichen Bustransporten versorgt. Die 2012 gegründete Firma verfügt über 100 Busse der chinesischen Marke Yutong. Wenn der 34jährige Morgenschicht hat, beginnt sein Tag um 5:30 Uhr und endet um 13:30 Uhr. „Normalerweise!“ sagt er. „Dank der Staus wird es jedoch meistens später.“ Mittags- oder Kaffeepause macht er nicht. „Wenn ich im Stau stehe, habe ich Pause genug.“ Manchmal fährt Maxwell statt der Morgen- die Nachmittagsschicht, die um 14 Uhr beginnt und um 22:30 Uhr endet. Er arbeitet von Montag bis Samstag. Am Wochenende bleiben die berufstätigen Fahrgäste und Studenten, die zur Uni müssen aus, weshalb weniger Busse im Einsatz sind. Sonntags fährt er generell nicht.

Maxwell lebt mit seiner Familie in der Nähe des Namboole Stadiums im Vorort Bweyogerere, wo sich auch das Hauptquartier der Busgesellschaft befindet. „So ist gewährleistet, dass ich morgens pünktlich in meinen Bus steige und nicht auf dem Weg zur Arbeit irgendwo im Stau stecke.“ Seine Freizeit nutzt der Vater von zwei Kindern im Alter von drei und zehn Jahren zum Ausruhen. „Ich habe keine bestimmten Hobbys. Wenn ich von meiner Schicht nach Hause komme, sind die Kinder noch in der Schule und im Kindergarten. Ich ruhe mich aus, schaue fern, denn am nächsten Tag muss ich wieder früh raus und fit sein.“

 

2 Pioneer Bus

Die leuchtend orangefarbenen Busse von Pioneer Easy Bus bedienen vom Zentrum aus die vier Routen Bweyogerere, 12 Kilometer östlich von Kampala, den Vorort Luzira, Namugongo im Nordosten der Hauptstadt und den Flughafen in Entebbe, der eine Autostunde von Kampala entfernt liegt. Während der Hauptverkehrszeit sind alle 100 Busse im Einsatz und fahren alle fünf Minuten, außerhalb der Hauptverkehrszeit alle 10 Minuten, am Wochenende und an Feiertagen alle 20 Minuten. Ein Ticket für die Kurzstrecke kostet 500 Uganda Schilling (ca. 13 Cent), für die Langstrecke wird das Doppelte berechnet, umgerechnet 26 Cent. Das hört sich billig an, ist es für einen Ugander aber nicht, denn das Durchschnittsnettogehalt im Land liegt bei 690.000 Uganda Schilling, was umgerechnet knapp 180 Euro sind. Maxwell verdient 700.000 Uganda Schilling Netto im Monat (182 Euro).

8 MarktMarkt in Kampala

Maxwell Okalany ist Busfahrer aus Leidenschaft. Wäre er nicht Busfahrer geworden, würde er heute Taxi fahren oder als Privatchauffeur arbeiten. „Schon als Kind habe ich zu meinen Eltern gesagt, dass ich Berufsfahrer werde, wenn ich groß bin. Ich kommuniziere gerne mit anderen Menschen, und meine Fahrgäste sind sehr kommunikativ. Sie kennen mich, denn die meisten fahren täglich mit mir. Wenn ich nun woanders arbeiten wollte oder mir einen neuen Job suchen müsste, könnte ich mich bei meinen Stammfahrgästen erkundigen, ob sie eine geeignete Stelle als Fahrer für mich wüssten“.

5 Sammeltaxis

Maxwell lebt gerne in der 1,7 Millionen Einwohner zählenden Metropole Kampala. Er schätzt vor allem die gute Sicherheitslage in der Stadt, in der man sich auch bei Dunkelheit weitgehend frei bewegen kann, und das preiswerte Essen. Von der Welt hat der sympathische Ugander bisher nur die Nachbarstaaten Kenia und Tanzania gesehen. „Mein Traum ist, einmal im Leben nach Übersee zu reisen und für verschiedene Busgesellschaften im Ausland zu arbeiten,“ sagt er sehnsüchtig.

12 Mangos

Diese Geschichte is im Busfahrer Magazin 2/2017 erschienen.