Mit seinen wie riesige Schiffsbuge emporschießenden vier Baukörpern in Aluminiumverkleidung ist das Gebäude eine architektonische Augenweide. Hier auf dem Gelände der Werft von Harland & Wolff lief die Titanic nach zwei Jahren Bauzeit 1912 zur Jungfernfahrt nach Southampton aus.
In den Räumen des gigantischen Erlebniszentrums, das 100 Jahre nach der Katastrophe eröffnet wurde, erfahren Besucher in einer multimedialen Ausstellung inklusive Geräuschen, Gerüchen und Rekonstruktionen bis ins kleinste Detail alles vom Bau bis zum Untergang des Luxusdampfers. Leider ist das Museum so überfüllt, dass ich kaum etwas von der Ausstellung sehe. Deshalb verabschiede ich mich schon nach 20 Minuten
und laufe hinüber zur SS Nomadic, dem ehemaligen Zubringerschiff der Titanic, das heute ein Museum ist und an den Wänden Geschichten über Passagiere des Luxusdampfers erzählt.
Hop-On, Hop-Off – Auf den Spuren des Nordirlandkonflikts
Der Sightseeing-Bus hält direkt vor dem Erlebniszentrum, dem vierten Stopp der Hop-On – Hop Off-Tour. Mein Interesse gilt den Stopps in den Vierteln des ehemaligen Nordirlandkonflikts: Shankill Road und Falls Road.
Das Viertel um die Falls Road wird überwiegend von republikanisch eingestellten Katholiken bewohnt, während das Shankill-Viertel protestantisch-unionistisch geprägt ist.
Die beiden Stadtteile wurden zwischen 1969 und 1970 durch die dreieinhalb Kilometer lange „Peace Line“, eine Mauer aus acht Meter hohen Wellblechzäunen, voneinander abgegrenzt. Sie ist nur eine von 17 Friedensmauern, die Kattholiken und Protestanten in Belfast trennen.
Am Sinn Fein Centre in der Falls Road zeigt ein Wandgemälde Bobby Sands, einen der berühmtesten IRA-Kämpfer, der 1981 an den Folgen eines Hungerstreiks starb.
Auf Höhe der St. Peter’s Cathedral befinden sich die International Wall Murals. Mauern, auf welche die Nordiren in faszinierenden Bildern ihre Sicht der Dinge gemalt haben, darunter ein Abbild von Picassos „Guernica“. Immer wieder weist der Tourguide im Bus auf Gedenkstätten für die unzähligen Opfer des Jahrzehnte währenden Konflikts hin. Schautafeln beschreiben, wer wo und wann getötet wurde.
Lunch in „The Causerie“
Nach der Tour gehe ich zum späten Mittagessen ins Restaurant im legendären Europa Hotel, das während des Nordirland-Konflikts Ziel von über 30 Bombenanschlägen war und das am meisten von Bomben beschädigte Hotel Europas war. Damals wie heute logieren hier häufig Journalisten, Politiker und Staatsgäste. Im „Causerie“ wird internationale Küche mit frischen Zutaten angeboten. Ich habe mich für das Restaurant wegen des schönen Ambiente und der Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten entschieden.
Linen Hall Library
In Belfasts ältester Bibliothek (1788), die aus vier Stockwerken besteht, befindet sich neben der allgemeinen Ausleihe ein Archiv mit einer Sammlung von 250.000 Artikeln zum Nordirlandkonflikt. Ich möchte zwar weder ins Archiv, noch will ich mir ein Buch ausleihen, sondern bin einzig wegen der ganz besonderen Atmosphäre hier. Zudem macht das Herumstöbern Spaß und im Ladenbereich finde ich ein paar ganz außergewöhnliche Belfast-Souvenirs.
Am imposanten Rathaus beginnt die Haupteinkaufsstraße „Royal Avenue.“ Von hier gehen weitere Einkaufsstraßen ab, wovon die meistens Fußgängerzonen sind. Viel Zeit bleibt mir nicht, um in den Läden zu stöbern, denn die Geschäfte in Belfast schließen schon um 18 Uhr, nur donnerstags sind sie bis 21 Uhr geöffnet.
Straßenmusiker prägen das Bild in den Fußgängerzonen.
Irish Live Music in Kelly’s Cellar
In der Kneipe aus dem Jahr 1720 trafen sich ab 1791 Henry Joe McCracken und seine revolutionäre Society of United Irishmen und planten den Aufstand gegen die Engländer (Irish Rebellion of 1798). McCracken wurde am 17. Juli 1798 zum Tod am Galgen verurteilt. Der Tresen, hinter dem sich der Revolutionär versteckte, als britische Soldaten ihn suchten, ist noch derselbe – sagt die Wirtin.
So leer ist Kelly’s Cellar nur am Vormittag
Die Geschichte der Rebellion ist an den Wänden dokumentiert. Die Kneipe ist zum Bersten voll. Am Tresen stehen Belfaster Originale, die zu ihrem Pint Reden in Gälisch schwingen. Als die Musiker anfangen zu spielen, reißt es viele Pub-Besucher zum Irish Dance vom Hocker.