Zehntausende Besucher aus aller Welt pilgern jährlich in die Heidelberg Street im Osten Detroits. Dort sind die Häuser bunt angemalt und mit Schallplatten dekoriert. An Baumstämmen hängen Uhren, von Ästen baumeln Schuhe, auf den Gehsteigen türmt sich meterhoch Trödel, auf der Wiese stehen zu Kunstwerken verarbeitete Autos und Fahrräder. Die Straße ist eine einzige Villa Kunterbunt.
Tyree Guyton hat das Freiluft-Kunstprojekt 1986 mit seinem Großvater geschaffen. Der heute 58-jährige Künstler ist in der Heidelberg Street aufgewachsen. In den Jahren nach den Detroiter Rassenunruhen 1967 verkam das Viertel rund um die Heidelberg Street immer mehr.
„Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, sagt Guyton. Immer mehr Menschen zogen weg, viele Häuser waren abgebrannt oder standen leer. Wer noch hier wohnte war arm und schwarz.
Guyton startete sein Projekt damit, dass er bunte Punkte auf Häuser malte und sie mit alten Stofftieren dekorierte. Die Kinder des Viertels wurden täglich in die Arbeit mit einbezogen.
Ziel des afroamerikanischen Künstlers war es, mit dem Heidelberg Projekt das erste Freiluftmuseum der Stadt zu schaffen einschließlich Künstlerkolonie, kreativem Kunstzentrum, Garten und Amphitheater.
Das Projekt entwickelte sich im Laufe der Jahre ständig weiter und verwandelte das Viertel um die Heidelberg Street langsam in einen Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.
Obwohl ich jährlich mehrmals in Detroit bin, habe ich bis vor kurzem noch nie etwas vom Heidelberg Project gehört. Aufmerksam darauf werde ich erst, als wir an einem Sonntagmorgen durch Detroit fahren und mir von einem Schild am Gehweg in großen Lettern die beiden Wörter „Heidelberg Project“ entgegen springen.
Was hat meine Stadt, Heidelberg, mit Detroit zu tun, wundere ich mich zunächst. Wir halten an, ich steige aus, lese, was auf dem Schild steht und notierte mir die Adresse. Nur wenige Minuten später sind wir in der Heidelberg Street. So früh am Morgen ist sie menschenleer.
Noch nie zuvor habe ich eine solche Ansammlung von zu Kunst verarbeitetem Müll gesehen. Vor mir ein Hügel von alten Schuhen, dahinter ein altes Motorboot mit Bergen von Stofftieren, das die Aufschrift “Noah God” trägt.
Mehrere Bäume sind mit großen bunten Punkten bemalt, von den Ästen baumeln Stofftiere oder Schuhe. An manchen Bäumen sind rings um den Stamm Uhren in allen Größen angebracht. Jede Uhr zeigt eine andere Zeit.
An anderen Bäumen hängen von Kindern gemalte Holzbilder, die Taxis oder Krankenwagen zeigen. Ein Sinnbild dafür, dass die Menschen das Viertel entweder mit dem Taxi oder dem Krankenwagen auf Nimmerwiedersehen verließen?
Die Gehwege sind bunt bemalt, vor den Hauseingängen stehen als Blumentöpfe genutzte Autoreifen.
Das Gras ist noch nass am frühen Morgen als ich mit der Kamera in der Hand über die Wiese rechts und links der Heidelberg Street gehe und die verschiedenen Objekte betrachte, von denen eines seltsamer als das andere ist.
In einem alten Backofen stehen rote Schuhe, rings aus dem Herd ragen Stangen, an deren Ende bunte Gummihandschuhe befestigt sind. Überall auf der Wiese stehen mit Graffiti und Gesichtern bunt bemalte Stahlteile.
Alte Fahrräder und Autos ragen halb vergraben aus dem Gras, Autos sind mit Gesichtern bemalt und stehen auf der Seite oder auf dem Dach. Hausruinen sind wie ein Weihnachtsbaum mit Trödel behängt, mehrere Häuser und Treppen mit alten Motown-Schallplatten dekoriert.
Vor manchen Häusern stehen ganze Müllberge aus Metall und Blech - Abfall aus der Autoindustrie? Eine Stunde lang streife ich von Haus zu Haus, von Objekt zu Objekt. Das Informationszentrum ist um diese Zeit noch geschlossen. Schade, denn ich hätte eine Menge Fragen gehabt.
Das Heideberg Project befindet sich in der 3600 Heidelberg Street in Detroit, in der Nähe des Elba Ellery Parks. Weitere Informationen auf der Website des Heidelberg Project.
August 12, 2013 um 3:26 nachmittags
Herrliches Sammelsurium! ;)
August 12, 2013 um 4:45 nachmittags
A beautiful tree clock, and beautiful coloured with circles decorated Haus.das is already a rarity. wish you a beautiful Abend.Herzlichst Andrea
August 13, 2013 um 12:19 nachmittags
I Nominate you for A Bunch of Awards – 13 Nominations
please choose any 2 awards out of the 13
accept it and oblige
there are no linkbacks for this award
http://ajaytao2010.wordpress.com/2013/08/13/a-bunch-of-awards-13-nominations/
August 18, 2013 um 1:05 nachmittags
Great!! Ich wuerde so gerne einmal in Detroit auf Phototour gehen …till then, I am looking forward to your future posts.
August 18, 2013 um 9:48 nachmittags
Danke!! Grüße aus (derzeit) Mexiko-Stadt.
August 18, 2013 um 2:16 nachmittags
my friend , your blog is beautiful!
September 15, 2013 um 12:25 nachmittags
Sehr interessantes Projekt, kuriose Fotomotive. Da wäre ich auch mal gerne mit der Kamera unterwegs. Interessieren würde mich auch, warum es gerade HEIDELBERG Street heisst. Ist ja eher ungewöhnlich. Gibt es eine Verbindung zur Stadt Heidelberg? Ich werde mal auf der Projektseite stöbern. Danke für den Link. Liebe Grüsse, Lisbeth
September 15, 2013 um 1:11 nachmittags
Im 18. Jahrhundert kamen viele deutsche Auswanderer nach Michigan. Ich nehme an, dass es ein Deutschstämmiger war, der damals für die Namensgebung der Straße in diesem Block verantwortlich war. Vielleicht sogar ein Auswanderer aus dem Heidelberger Raum? Wer weiß.