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Interaktive Zeitreise durch Epic Ireland
Dass ich auf das Museum aufmerksam wurde, ist reiner Zufall. Eigentlich war ich nur wegen des Che Guevara Plakats vor der Glaswand stehen geblieben und dachte, es sei Werbung für eine Fotoausstellung mit dem Titel Vom County Galway to Revolutionary.
Che Guevara hatte irische Wurzeln? Von Neugier gepackt, ging ich hinein und erfuhr, dass Epic Ireland (The Irish Diaspora Museum) erst im Mai 2016 eröffnet wurde. Die Ausstellung ist der irischen Geschichte seit der Großen Hungersnot (Great Famine, 1845-1852) gewidmet. Um sicherzustellen, dass ich keine der 20 interaktiven und multimedialen Stationen auf der Zeitreise verpasse, bekam ich an der Kasse einen Pass ausgehändigt, der an jeder Station an einer Maschine abgestempelt wird.
An Open Island ist die erste Station, wo es um Migration geht. Wie ein Magnet zieht Irland Menschen an oder stößt sie ab. Iren („gleiche Pole“) verlassen ihre Heimat seit Jahrhunderten, Ausländer („gegensätzliche Pole“), werden magisch von Irland angezogen.
Metallinstallation aus Schiffen und Flugzeugen.
In der zweiten Station, Leaving the Island, dreht sich alles um den Akt des Abschieds: wohin verschlug es irische Migranten im 19. Jahrhundert? Wie kamen sie dorthin? Wie fühlte es sich an, die Insel für immer zu verlassen? Aus versteckten Lautsprechern dringen Geräusche und Stimmen, sodass ich das Gefühl habe, mich inmitten der Auswanderer zu befinden und gleich ein Schiff zu besteigen, dass mich nach Amerika bringt.
Arriving in a New World. Das Leben in den USA beginnt mit dem Schlangenstehen auf Ellis Island. Sechs Iren treten aus der Schlange heraus und erzählen über ihre Hoffnungen und Ängste in der neuen Welt. Im Hintergrund erscheint auf einer Leinwand eine Straße in New York City, davor steht eine Immigrantin, die erzählt. Die Installation wirkt täuschend echt. Es ist, als würde die Frau jeden Moment aus dem Bildschirm treten. Zwischen 1900 und 1924 kamen über eine halbe Million Iren auf Ellis Island an.
Um 1900 arbeiteten über 60% aller irischen Immigrantinnen in den USA als Haushaltshilfen. Annie erzählt, mit welchen Schwierigkeiten sie anfangs zu kämpfen hatte.
Belief. In der vierten Station steht der Glaube im Vordergrund. Viele irische Missionare zogen ab dem 6. Jahrhundert in alle Teile der Welt, um die Menschen vom Christentum zu überzeugen. So St. Kilian, der später Bischof von Würzburg wurde oder St. Columbanus, der in Frankreich missionierte.
Irische USA-Immigranten aus verschiedenen Epochen.
Hunger, Work, Community. Für viele Auswanderer war Armut war einer der stärksten „Push“-Faktoren. Poster und Dokumente aus dem 19. Jahrhundert zeigen, mit welchen Mitteln für die Auswanderung nach Übersee geworben wurde.
Conflict. In dieser Station geht es um Kriege. Für mich weniger interessant, ebenso wie die 7. Station State and Society. Interessant wird es in Station 8, The Irish Influence. Auf zwei Wänden sind Collagen angebracht, die berühmte Menschen mit irischen Wurzeln zeigen. Darunter Barack Obama, Grace Kelly, Che Guevara (der in den 1960ern nach Irland kam, um nach seinen Vorfahren zu forschen), Kennedy und Reagan. Viele der Gesichter sind mir unbekannt.
Die Stationen 9 und 10 (Changing the Game und Playing the World) sind dem Sport gewidmet - ich stemple meinen Pass und ziehe weiter, denn Sport interessiert mich nicht. Station 11 (Discovering und Inventing) zeigeberühmte Forscher mit irischen Wurzeln. Hier sind mir selbst nur Robert Fulton (er baute das U-Boot Nautilus) und der Molekularbiologe und Nobelpreisträger James Watson bekannt. Letzteren kenne ich noch aus dem Biologie-Unterricht (Stichwort Doppelhelixmodell).
In Station 12 (Leading Change) geht es um Politiker, Rebellen und Aktivisten. Auf sechs großen Bildschirmen werden Iren und Frauen und Männer mit irischen Vorfahren gezeigt, die es in anderen Ländern an die politische Spitze oder auf die Weltbühne schafften (u.a. Bob Geldof, Che Guevara, Elizabeth Hurley Flynn). Mindestens 22 US-Präsidenten hatten irische Vorfahren.
Achieving Infamy. Station 13 erzählt von Schande und Infamie. In Sharing the Tradition spielt die Musik. Musik und Film stehen in Station 14 im Vordergrund. Auf einer Leinwand tanzt Gene Kelly im Regen, auf einer anderen sind Maureen O’Hara und John Wayne innig verbunden, auf einer anderen singt jemand, den ich nicht kenne.
Aus einer Ecke dringt „Whiskey in the Jar“ von Thin Lizzy aus dem Lautsprecher. Mein Ohrwurm, als ich 13 war.
Eating and Drinking. In Station 15 befinde ich mich in einem Original Irish Pub, an den Wänden hängen Pub-Weisheiten. Ansonsten dreht sich hier alles um Guinness, Whiskey und berühmte Pubs.
Station 16: Creating and Designing. Hier werden irische Architekten, Künstler und Designer porträtiert. Der in Kilkenny geborene Architekt James Hoban entwarf das Weiße Haus in Washington, der Designer Philip Treacy macht Hüte für Chanel, Ralph Lauren und Valentino.
Die Stationen 17 und 18 sind dem Storytelling gewidmet. Dazu gehören unter anderem die Schriftsteller Bram Stoker (der Dracula-Autor), George Bernard Shaw, Jonathan Swift (Gullivers Reisen) und der Bühnenautor Barry Fitzgerald, die Schauspieler Peter O’Toole, Lola Montez (sie hieß eigentlich Marie Gilbert und stammte aus Sligo), Maureen O’Hara und Dave Allen. Auf Leinwänden sieht man sie in Filmen, aus Lautsprechern in der Schriftsteller-Ecke dringen Erzählungen.
In Station 19 (Celebration) wird der St. Patrick’s Day gefeiert und in Station 20 (Connection) geht die Zeitreise zu Ende.
Adresse und Öffnungszeiten: The chq Building, Custom House Quay, Mo-So 10-17 Uhr, an den Weihnachtsfeiertagen geschlossen.
Wow, danke für den tollen Beitrag!
Ich plane nächstes Jahr einen kleinen Roadtrip von Wales nach Dublin - das kommt auf jeden Fall auf die Liste 🙂
Du wirst von dem Museum begeistert sein!