Fritten einigen die zerstrittenen Flamen und Wallonen, denn sie sind das Nationalheiligtum aller Belgier. Die besten Fritten gibt es bei Antoine in Brüssel, darin sind sich Belgier, Ausländer und New York Times einig. Seit drei Generationen pflegt der Fritten-Pavillon Maison Antoine im Europaviertel das Rezept für die schmackhaftesten Pommes frites.
Die Belgier schwören, dass die Pommes frites in ihrem Land erfunden wurden und liegen damit mit den Franzosen im Streit. Streit hin oder her, der älteste Hinweis auf die Zubereitung der Fritten stammt von dem Historiker Joseph Gérard aus dem Jahr 1781. In seinem Buch Curiosité de la table dans les Pays Bas Belges schrieb er: „Die Einwohner von Namur, Huy und Dinant haben die Gewohnheit, in der Maas zu fischen, diesen Fang dann zu frittieren, um ihren Speisezettel zu erweitern. Wenn die Gewässer zugefroren sind und das Angeln nur schwer möglich ist, schneiden die Einwohner Kartoffeln in Fischform und frittieren diese dann. Diese Vorgehensweise ist 100 Jahre alt“. (Zitat aus „Vom Arme-Leute-Essen zum belgischen Nationalgericht“, Sendung im Belgischen Rundfunk Juni 2010). Die Franzosen, räumen die Belgier ein, waren lediglich die ersten, die die Fritten kommerzialisiert haben. Wann die Fritten die Form annahmen, die sie heute haben, ist allerdings unklar. In Belgien gehören sie seit Jahrzehnten in verschiedenen Variationen zu fast jedem Gericht. Und zwar sowohl im flämischen als auch im wallonischen Teil des Landes. Die Vorliebe für die Fritten eint alle Belgier – so politisch zerstritten sie auch sind. Selbst bei Königs kommen sie regelmäßig auf den Tisch, sagt man.
Die besten Fritten der Welt, so sagen die Brüsseler, gibt es bei Antoine. Antoine Desmet und seine Frau eröffneten ihr „Maison Antoine“ am Place Jourdan im Jahr 1948. Heute führen seine Enkel, Pascal und Thierry, den Fritten-Pavillon bereits in der dritten Generation, an sieben Tagen der Woche (von 11.30 bis 1.00 Uhr nachts, freitags und samstags sogar bis 2 Uhr). Als der im vorigen Jahr abgedankte König Albert II seinen 70. Geburtstag feierte, ließ er seinen Gästen Fritten servieren, die in der königlichen Küche von einem mobilen Team des „Maison Antoine“ zubereitet wurden. Noblesse oblige!
Was Antoines Fritten so besonders macht, will ich nun selbst erfahren und mache mich auf den Weg zum Europaviertel.
Es regnet in Strömen, als ich am Place Jourdan ankomme. Trotz des Regens hat sich eine lange Schlange vor dem Maison Antoine gebildet. Es ist um die Mittagszeit. „Warten bis zum Umfallen! Jeden Tag dasselbe!“ höre ich eine Stimme neben mir. Sie gehört einer Frau im dunklen Kostüm, die mit ihren hochhackigen Schuhen in einer Pfütze steht. Wahrscheinlich arbeitet sie in einem der nahen EU-Gebäude. „Stehen Sie hier jeden Mittag Schlange?“ frage ich sie. „Na ja, fast jeden Tag – hier gibt es nun mal die besten Fritten der Stadt und dafür nimmt man halt das Schlangestehen in Kauf, auch bei Regen!“ antwortet sie.
„Was macht Antoines Fritten so besonders?“ will ich von ihr wissen und erfahre, dass das Geheimnis des einzigartigen Geschmacks darin liegt, dass die Pommes nicht nur einmal, sondern nach einer Ruhepause von zehn Minuten ein zweites Mal frittiert werden. Nicht in Öl, sondern in Rindertalg. „Rindertalg?“ frage ich ungläubig. „Ja, belgische Fritten werden traditionell in Rinderfett frittiert – nicht nur bei Antoine“. Als Vegetarierin, die sich zu 90% vegan ernährt, hat sich das Warten für mich nun erledigt. „Versuchen Sie es mit Brussels Sprouts (Rosenkohl), der Veganer-Fritte“, lacht sie. „Rosenkohl, das Nationalgemüse der Belgier. Aber darauf habe ich im Moment überhaupt keinen Appetit.
INFO
Anreise: Flug nach Brüssel mit Lufthansa z.B. ab Frankfurt 180 Euro. Aktuelle Sparangebote hier.
Unterkunft: Radisson Blu Royal (z.B. über Expedia DZ 2 Tage für insgesamt 223 Euro).
Maison Antoine
Ausflugstipp: In Brügge wurde 2008, im Jahr der Kartoffel, das weltweit erste Frittenmuseum (Frietmuseum) eröffnet.
September 6, 2014 um 8:25 nachmittags
(✿◠‿◠)..Sa ai o seara plina de tandrete si iubire
…sa poti simti frumusetea vietii, cu toata fiinta- Have an evening full of tenderness and love
… you can feel the beauty of life, the whole being…♡◕ ‿ ◕♡
September 7, 2014 um 6:58 nachmittags
Aha, das ist ja mal ein wichtiger Tipp, mit dem Rinderfett! Danke dafür. Zum Glück gibt es ja auch Schokolade in Belgien…