“Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngong-Berge“. Diese Worte aus Karen Blixens autobiographischem Roman „Afrika, dunkel lockende Welt“ sind in die Literaturgeschichte eingegangen, seit das Buch unter dem Titel „Jenseits von Afrika“ mit Meryl Streep und Robert Redford in den Hauptrollen 1985 verfilmt wurde. Entstanden ist das Buch 1937 auf dem alten Familiensitz Rungstedlund in Rungsted Kyst bei Kopenhagen, an einem Schreibtisch mit Blick über den Øresund.
Ihre Farm in Afrika existierte bereits seit sechs Jahren nicht mehr. „Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und aufs Meer hinaus schaue, sehe ich Afrika hinter dem Horizont“, sagte Blixen. Ihr Heimweh nach Afrika begleitete sie für den Rest ihres Lebens. Hinter dem Schreibtisch hängen afrikanische Waffen und zwei Fotografien von Denys Finch-Hatton, ihrer großen Liebe, die im Film von Robert Redford verkörpert wird. Der Øresund liegt an diesem Morgen im Nebel. Möwen kreischen. Es fällt schwer, sich in diesem Moment die Farm in Afrika vorzustellen.
Karen Blixen wurde 1885 als Karen Dinesen auf Rungstedlund geboren. Hier verbrachte sie die ersten 27 Jahre ihres Lebens. 1913 heiratete sie den schwedischen Baron Bror von Blixen-Finecke und wanderte gemeinsam mit ihm nach Kenia aus. Er brachte ihr Vermögen durch, betrog sie immer wieder und steckte sie mit Syphilis an. Als sie nach ihrer Scheidung und dem Tod Ihrer großen Liebe Finch-Hatton 1931 ihre Farm verkaufte und wieder nach Dänemark zurückkehrte, wurde Rungstedlund erneut ihr Zuhause. Hier begann ihr zweites Leben. Ein literarisches Nachempfinden des Erlebten in Phantasie, Erinnerung, Trauer und Einsamkeit. Auf dem Anwesen am Øresund entstanden ihre weltberühmten Erzählungen, die sie unter den Pseudonymen Tania Blixen und Isak Dinesen veröffentlichte.
Rungstedlund ist überwiegend so erhalten, wie es zu Karen Blixens Lebzeiten war. Selbst die Blumengestecke werden immer wieder frisch arrangiert, so, wie sie es selbst immer tat.
Die Möbel im Haus sind ein Mix aus Familienerbstücken und Möbeln, die von der Farm in Kenia stammen, wie der bevorzugte Sessel von Denys Finch Hatton, die Truhe, die sie von ihrem Haushälter Farah geschenkt bekam und der Wandschirm, den sie in ihrer Autobiografie erwähnt: „Ich hatte einen alten hölzernen Wandschirm, bemalt mit Figuren von Chinesen, Sultanen und Negern mit Hunden an der Leine. Er hatte seinen Platz am Kamin. Abends, wenn das Feuer hell brannte, traten die Gestalten hervor und dienten als Bilder zu Geschichten, die ich Denys erzählte.“
Eines der Zimmer beherbergt eine kleine Galerie mit afrikanischer Porträtmalerei, Kohlezeichnungen und Pastelle aus Karen Blixens Studienzeit an der Kunstakademie in Kopenhagen. Im Dachgeschoss schildert eine Ausstellung Leben und Werk anhand von Fotos, Dias, Filmen und Gegenständen. Ihre dunkle Stimme ertönt aus Lautsprechern. Sie erzählt aus ihrem Leben. Sie ist so präsent, als würde sie jeden Moment durch die Tür treten. Im Raum steht ihre alte Corona-Schreibmaschine, auf der ihre Romane und Erzählungen entstanden.
Hinter den Gebäuden erstrecken sich 30 Morgen Land mit einem wildem Garten und riesigen, alten Bäumen. Dem Wunsch von Karen Blixen entsprechend wurde die Fläche zum Vogelschutzgebiet erklärt und ist für Besucher offen. Karen Blixen starb 1962 im Alter von 77 Jahren auf Rungstedlund. Ihr Grab liegt unter einer alten Buche im Garten.
INFO
Anreise: Günstige Flüge nach Kopenhagen finden sich hier.
Adresse: Rungsted Strandvej 111 in Rungsted Kyst.
Von Kopenhagen mit der S-Bahn ab Hauptbahnhof bis Station Rungsted Kyst.
Öffnungszeiten: 1. Mai bis 30. September Die-So 10.00-17.00 Uhr (montags geschlossen), 1. Oktober bis 30. April Mi-Fr 13.00-16.00 Uhr, Sa-So11.00 bis 16.00 Uhr (montags und dienstags geschlossen).
Copyright Fotos: Karen Blixen Museet
September 26, 2014 um 10:58 vormittags
Schöner Text, Cornelia! Ich habe mir ihr dänisches Domizil auch angesehen und war auch auf ihrer Ranch in Afrika. Bin sogar zur Grabstele von Hatton gefahren, was damals aber wegen Überfällen ziemlich gefährlich war. Doch es war für mich sicher unvergesslich!
LG
Sabine
September 26, 2014 um 12:22 nachmittags
Du Glückliche! Die Farm in Afrika steht auch noch auf meiner Bucketlist.
September 26, 2014 um 2:03 nachmittags
Sehr schöner Beitrag. Den Film habe ich mir vor kurzem erst wider angeschaut und kann mir daher die Räume belebt richtig gut vorstellen. war bestimmt eine aufregende Zeit.
September 26, 2014 um 2:12 nachmittags
I very much enjoyed seeing where the wonderful Karen Blixon lived in Denmark after her African adventures. I visited her home in Kenya, and it is different and similar too from her Denmark home.