Man tritt durch die Tür des kleinen Ladens in der Gerechtigkeitsgasse und befindet sich plötzlich in einer anderen Zeit. In den Kinderstuben des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Puppendoktor Max Pulver führt seine Puppenklinik, die rund 1500 Puppen und Teddybären aus allen Teilen der Welt bis auf den letzten Zentimeter ausfüllen, seit 28 Jahren. Darunter sind Puppen von Armand Marseille, Käthe Kruse, Sasha Morgenthaler, Petitcollin und Schildkröt. Schwarze Puppen, Puppen im 20er Jahre Look, in Trachten, Uniform und feinsten Seidenkleidern. Schönheiten in Vinyl, Holz, Hartgummi, Celluloid und Porzellan. Die älteste Puppe stammt aus dem Jahr 1840. Der älteste Teddybär ist 104 Jahre alt. Sein Fell ist abgewetzt. Wurde er irgendwann einmal von einem Kind heiß geliebt? Viele Puppen haben Charakterköpfe, angefertigt nach realistischen Vorbildern, mit rosigen Wangen und halb geöffneten Mündern, aus denen weiße Zähne blitzen. Sie blicken den Besucher neugierig, nachdenklich, skeptisch, erstaunt und schelmisch an. Manche Puppen sehen traurig aus, andere sorgenvoll und ernst. Jede von ihnen scheint eine Geschichte zu erzählen. Max Pulver kam über seine Liebe zum Jugendstil zu den Puppen. Vor 40 Jahren wollte er eine Jugendstilpuppe als Dekoration für seine Wohnung kaufen. Die war jedoch so teuer, dass er stattdessen für 40 Franken eine stark lädierte Puppe erwarb, die er in aufwendiger Kleinstarbeit in zwei Jahren restaurierte. Daraus entwickelte sich sein Beruf als Puppendoktor und eine Sammelleidenschaft, die bis heute anhält. Zehn bis zwanzig „Patienten“ kommen pro Woche zu ihm. In liebevoller Kleinstarbeit führt er Feinreparaturen und Lackierarbeiten an den beschädigten Puppen- und Bärenkörpern durch. Ausgerissene Arme werden eingerenkt, Glasaugen eingesetzt und abgeschlagene Porzellanfüße erneuert. Bären werden mit Holzwolle neu gestopft. Max Pulver repariert und restauriert nicht nur, als Sammler kauft er Puppen und Bären auf Auktionen und Flohmärkten. “Manchmal kann ich einfach nicht widerstehen”, sagt er und fügt hinzu: “Ich bin glücklich, mit meinen Puppen der Nachwelt etwas hinterlassen zu können”.
INFO
Adresse: Gerechtigkeitsgasse 36, Bern.
Öffnungszeiten Mo-Fr 14.30-18.30 Uhr.
Anfahrt: Bus Nr. 12 (Richtung Paul Klee Zentrum) bis Haltestelle Nydegg.
Mai 28, 2014 at 1:00 nachmittags
WOW! So many dolls :) I loved them all, Thanks and Love, nia
Juni 1, 2014 at 12:36 nachmittags
You should visit Bern, Nia. You’d love it!
Juni 4, 2014 at 9:13 nachmittags
Little shop of Horrors :-)
Februar 7, 2015 at 12:07 vormittags
Erinnert mich an meine Puppenbande! Die musste auch immer mal geflickt werden.