Das Kurhaus und Medical Center in St. Gallen gleicht einem Luxushotel mit allem Drum und Dran. Mit einem neuen Gesundheits- und Wellnesskonzept bietet das Haus dreitägige Kuren zum Kennenlernen an.
Sanft dringen die Töne des zeitlosen Klassikers „The very thought of you“ durch das modern gestaltete Atrium, das sich über vier Etagen erstreckt. Das Glasdach gibt einen Blick auf den strahlend blauen Himmel frei. Außer dem Mann am Klavier befinden sich nur wenige Gäste in der Lobby. Die meisten sitzen an diesem sonnigen Nachmittag bei Tee und Kaffee auf der Terrasse, die an den hauseigenen Park grenzt.
Ich bin auf dem Weg zu meinem Personal Training im ersten Untergeschoss. Da das Gebäude in Hanglage liegt, verfügen alle Teile der Spa-Anlagen in den Untergeschossen sowie auch die Fitness- und Gymnastikräume über Tageslicht. Frau Schumacher, die Physiotherapeutin, empfängt mich herzlich und weist mir eine Matte zu. Im Sitzen besprechen wir kurz mein Rückenproblem (Schmerzen im Bereich L5/S1) und schon geht es mit den Übungen los. Nach einer dreiviertel Stunde kenne ich vier neue Übungen zur Bauchkraft, drei zur Mobilisation und drei zum Dehnen. Frau Schumacher skizziert jede Übung auf einem Blatt, das sie mir nach einem Abschlussgespräch überreicht.
Nach dem Personal Training mache ich einen Spaziergang durch den weitläufigen Park, wandere hinauf zur Mariengrotte, die noch aus den Tagen der alten Oberwaid stammt und genieße die Ruhe und den Blick auf den Bodensee und die Berge.
Das Kurhaus hat eine lange Geschichte. Mitte des 19. Jahrhunderts gründete der mecklenburgische Apotheker, Heilpraktiker und Pionier der vegetarischen Ernährung Theodor Hahn die Kuranstalt Untere Waid, eine Heilanstalt für Wasser, Diät und Bewegung. Er verkaufte das Grundstück ein paar Jahre später und gründete auf der angrenzenden Oberen Waid das Kurhaus Oberwaid. 1931 übernahmen die Ordensschwestern aus Baldegg das Kurhaus und führten es bis Ende 2008. Das Grundstück wurde anschließend verkauft, das alte Gebäude abgerissen und die neue Oberwaid entstand in zweijähriger Bauzeit. Große Tafeln im Eingangsbereich informieren über die Geschichte der alten Oberwaid.
Das im November 2012 eröffnete Kurhaus hat die Form des Taukreuzes, das mit seinen drei Armen für Offenheit und Harmonie von Körper, Geist und Seele steht.
Die Kur in der Oberwaid richtet sich gezielt an Menschen mit Stress, Überlastung, chronischer Erschöpfung, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Problemen, Diabetes, chronischen Rückenschmerzen, Allergien und Magenkrankheiten. Sie ruht auf den drei Säulen der Gesundheit, die sich schon seit Jahrhunderten bewähren: Bewegung, Ernährung und geistige Motivation. Im Durchschnitt bleiben die Kurgäste zwei bis drei Wochen. Die Oberwaid bietet jedoch auch Dreitagespakete an.
Lohnt sich eine Dreitageskur überhaupt? „Um eine Idee zu bekommen auf jeden Fall“, sagt Dr. Dorethee Riescher, Fachärztin für orthopädische Chirurgie und Leiterin des Medical Center. „Die drei Tage sind allerdings kein Erholungsaufenthalt, sondern relativ eng mit Terminen bestückt um ein gründliches Check-up zu machen, so dass wir dem Gast sagen können, wo es Probleme im Gesundheitszustand gibt und wo man angreifen müsste. Zur Dreitageskur kommen vor allem Menschen, die allgemein fitter werden wollen. Im Fokus stehen Ernährung und Herz-Kreislauf-Probleme mit Bluthochdruck“. Neben den Dreitageskuren bietet die Oberwaid zudem relativ günstig die 3-Tages-Starterpakete Leichter Leben, Stressfreier Leben und Aktiver Leben an (siehe INFO unten).
In der Küche werden die neuesten Erkenntnisse der Ernährungswissenschaften nach dem Konzept der Smart Cuisine umgesetzt. Verwendet werden nach Möglichkeit Produkte aus der nahen Umgebung. Gäste können in den beiden Restaurants Parkblick und Seeblick, die übrigens auch für die Öffentlichkeit zugängig sind, zwischen 3- bis 5-Gänge Menüs wählen. Besondere Wünsche werden berücksichtigt. Ich bin Vegetarierin mit Ei- und Weizenallergie und eigentlich zu 90 Prozent Veganerin. Kein Problem. Der Küchenchef stellt mir ein leckeres Menü zusammen. Neben mir am Tisch sitzt eine ältere Dame, mit der ich ins Gespräch komme. Sie ist für zwei Wochen hier um abzunehmen. Auf ihrem Teller hat sie das „Leichter-Leben-Menü“. „Es hat nur 500 Kalorien, ist abwechslungsreich und macht wunderbar statt“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit so wenigen Kalorien tatsächlich satt werde!“
Am nächsten Vormittag steht „bewusste Auszeit“ auf dem Programm – Zeit, für eine Massage. Ich bitte den Masseur, sich vor allem auf meine Schultern zu konzentrieren, da diese vom ständigen Sitzen und Schreiben sowie Schleppen von schwerer Kameraausrüstung und Gepäck ständig verspannt sind. Nach knapp einer Stunde Massage im Schulter- und Nackenbereich fühle ich mich wie auf Wolken – sämtliche Verspannungen sind verschwunden. „Sie sollten jetzt noch in den Hamam gehen, das verstärkt die Wirkung der Massage“, rät mir der Masseur. Ich entscheide mich dagegen, denn das Wetter ist schön und ich möchte unbedingt ins Stadtzentrum von St. Gallen fahren.
Als ich am letzten Abend auf meinem geräumigen Balkon sitze, die letzten beiden Tage Revue passieren lasse und auf den Bodensee hinunter blicke kann ich verstehen, warum es viele Schriftsteller und Künstler im frühen 20. Jahrhundert immer wieder in Schweizer Sanatorien zog.
Kur zum Kennenlernen für zwei Personen: 3 Tage mit Basis-Check-up, medizinischer Beratung, Wellness, Fitness inkl. Halbpension umgerechnet ca. 685 Euro (für 1 Person 450 Euro).
Allgemeine Informationen zu St. Gallen: st.gallen-bodensee.de
Die Autorin nahm auf Einladung vom Oberwaid Kurhaus&Medical Center an einer 2-Tages-Kur teil.
Juni 23, 2014 at 5:26 nachmittags
Na, da hätte ich jetzt auch große Lust zu!
LG
Sabine
Juli 13, 2014 at 10:10 vormittags
Da kann ich Dir nur zustimmen, ich war im Januar dort und fühlte mich sehr wohl dort. Gerne würde ich dort mal zwei, drei Wochen Auszeit nehmen und meinen Kopf auf Abspecken umstellen, denn selbst das schmeckt verdammt lecker dort… :-)