Ob zur Arbeit, zur Uni, zum Shopping, zu den Festspielen oder in der Freizeit, in Salzburg trägt man Tracht – klassisch, als Stilmix kombiniert oder modern. Erlaubt ist, was gefällt. Auch Salzburgbesucher und Touristen lieben den Salzburger Dresscode und peppen ihr Outfit mit Gehrock, Trachtenjacke und Lederhose auf.
30 Trachtenproduzenten und Trachtengeschäfte gibt es in der Welthauptstadt der Tracht. Das älteste Unternehmen ist Jahn-Markl. Die Gerberei wurde 1408 gegründet und rühmt sich damit, dass sie die erste Lederhose von Kaiser Franz Josef I. hergestellt hat. Altschwarz sollte sie sein und gebraucht aussehen, bestimmte der Kaiser. Er trug sie zur Sommerfrische in Bad Ischl und machte sie damit salonfähig. Die Lederhose war nun nicht mehr aus billigem Schweinsleder und klassische Arbeitshose der Bauern. Sie war aus hochwertigem Hirschleder, bald beliebtes Beinkleid des Adels in Bad Ischl und avancierte so zum Statussymbol.
Bernadette, Säcklerin bei Jahn-Markl, sitzt an ihrem Tisch im Atelier in der Altstadt und ist mit dem Besticken einer Lederhose beschäftigt. „Im Durchschnitt sticke ich 20 bis 35 Stunden an einer Hose. Je nach Aufwendigkeit der Stickerei aber auch bis zu 100 Stunden“, erklärt die junge Frau. Wie die Hose bestickt sein soll, bestimmt der Kunde. Er hat die Qual der Wahl aus einer Mappe mit über 100 Mustern, kann jedoch auch seine eigenen Ideen einbringen.
„Die ausgefallenste Stickerei, die ein Kunde je verlangt hat, war das Ferrari-Zeichen auf der Lederhose“, lacht Bernadette. Eine handbestickte Lederhose kostet je nach Aufwendigkeit der Stickerei zwischen 800 und 3.000 Euro. „Dafür ist sie eine Anschaffung fürs Leben“, sagt Bernadette. Gerät der Träger der Hose aus den Fugen, wird hinten ein Stück Leder eingesetzt, damit die Hose auch in den nächsten Jahren noch passt.
Nicht nur Lederhosen, auch Loden-Trachten, handgestrickte Stutzen und Jacken, Dirndln, Blusen, Handschuhe, Gürtel und Hüte hat Jahn-Markl im Sortiment.
Als Trendsetterin für den femininen Trachtenlook gilt Marlene Dietrich, die sich 1936 von Kopf bis Fuß bei Jahn-Markl für die Festspiele einkleidete und für einen Aufruhr sorgte. Vor ihr hatte es noch keine Frau gewagt, in Tracht bei den Salzburger Festspielen zu erscheinen.
„Kurz vor den Festspielen werden bei uns mehr Dirndln verkauft als sonst“, sagt die Verkäuferin bei Trachtenmoden Lanz und fügt hinzu „unsere Kundinnen kommen aus aller Welt“. Zu den prominentesten gehören Königin Elizabeth von England und Caroline von Monaco. Ein Festspieldirndl aus hochwertiger Seide kostet um die 3.000 Euro. Ist es maßgeschneidert, etwas mehr. Lanz wurde 1922 mit dem Ziel gegründet, bäuerliche Tracht stadtfein zu machen und einen Stil zu kreieren, der für jede Gelegenheit geeignet ist. Wie beliebt die Kreationen von Lanz weltweit sind zeigt das englische Wort „lanzy“, das von amerikanischen Kunden erfunden wurde, um diesen besonderen Stil zu beschreiben. „I love your Dirndl. It’s very lanzy!“
Im Salzburger Heimatwerk, das seit 1946 Trachten weiterentwickelt und pflegt, werden Dirndln nach alten Musterbüchern hergestellt. Eine junge Frau steht an der Theke des hellen Verkaufsraumes und blättert in einem der Bücher. Sie sucht nach einem Muster für ein maßgeschneidertes Dirndl. „Ich kann mich nicht entscheiden“, sagt sie. „Es soll ein Unikat sein, handgenäht, einzigartig und elegant. Das wird zwar teuer, aber so ein Dirndl trägt man ja auch über Jahre, das kommt nicht aus der Mode“.
Designerin Andrea Eberle setzt auf modernes Trachtendesign und kombiniert Gehröcke und handgestrickte Kaschmirjäckchen in allen Farben mit bunten Wickelröcken. Vervollständigt wird die Kollektion mit Taschen, Schuhen, Gürteln und Tüchern. Markenzeichen der Designerin, die ursprünglich aus Frankfurt stammt, ist der Hirsch. Er ziert alle Kleidungsstücke und Accessoires.
Tanja Pflaum, Designerin und Inhaberin der Dirndl-Manufaktur Ploom, orientiert sich bei ihren Entwürfen am Zeitgeist und verbindet klassisches Design mit aktuellen Modetrends. Auf diese Weise begeistert sie vor allem das junge Publikum für Trachtenmode. Zu ihren Kreationen gehören Hochzeitsdirndln, Abend- und Cocktaildirndln sowie Dirndln für Schwangere.
Gaisberger, Haute Couture unter den Trachtendesigns, steht für moderne Trachtenmode, hochwertige Klassik und eine Kombination aus beidem. Ein Augenmerk in dem kleinen Laden sind die gelben, pinkfarbenen und lila Gehröcke aus weichem Samt und glänzendem Seidentaft, die mit Jeans oder eleganten eng anliegenden Samthosen kombiniert werden.
Die Salzburger Tracht liegt im Trend. Das zeigt nicht zuletzt der Besucherandrang auf der „Tracht & Country“ (Weltleitmesse für Trachtenmode und alpinen Lifestyle), die zweimal jährlich in Salzburg mit rund 200 Ausstellern stattfindet. Das allgemeine Trendthema Nachhaltigkeit hinterlässt auch hier seine Spuren: Alte Materialien, historische Vorbilder und überlieferte Handwerkstechniken sind im Kommen. „Die bunte, phantasievolle und variantenreiche modische Bandbreite zwischen Tradition und Moderne, zwischen klassischer Tracht und unkonventionellen Designerschöpfungen ist wohl eine der Erfolgsfaktoren dieser Modesparte“, sagt Messeleiter Mag. Wilfried Antlinger. „Tracht ist lebendig und der erfolgreiche Auftritt der Branche auf der Tracht & Country Herbst 2013 hat dies vor 3.828 Fachbesuchern eindrucksvoll bewiesen“.
INFO
Adressen und Öffnungszeiten der Trachtenläden
Jahn-Markl Trachten, Residenzplatz 3. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9.30-15 Uhr.
Lanz, Schwarzstr. 4. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-17 Uhr.
Heimatwerk, Residenzplatz 9. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-17 Uhr.
Andrea Eberle, Sigmund-Haffner-Gasse 4A. Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-16 Uhr.
Ploom, Ursulinenplatz 5. Nur Donnerstag und Freitag 11-18 Uhr, Sa 11-17 Uhr.
Couture Gaisberger, Kaigasse 35.
Allgemeine Informationen
Ein herzliches Dankeschön an Salzburg Tourismus und Tour Guide Michaela Muhr für den Streifzug durch die Trachtenläden.
April 7, 2014 at 8:34 vormittags
Ist ja interessant. Ich finde es faszinierend, dass vor allem auch viele junge Leute in Tracht herumlaufen, besonders eben auch im Sommer oder auf Volksfesten. Für mich kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen, aber ich sehe mir gerne Menschen in Tracht an.
LG
Sabine
April 7, 2014 at 12:41 nachmittags
Very nice! Whenever we are in Munich or Salzburg my wife shops for another dirndl. I should get a nice pair of lederhosen.
April 7, 2014 at 6:39 nachmittags
Yes, go and then wear them to dinner in Frankenmuth, Mi.
April 19, 2014 at 10:03 vormittags
:) :)
April 19, 2014 at 11:19 nachmittags
Lovely! I still have the Lederhosen from my two oldest kids (now in their 30s)! Very interesting and great photos!
Mai 5, 2014 at 12:08 vormittags
Aahh, memories! I had a full set of lederhosen, jacket and Tirol hat as a very young girl; you couldn’t tell if I was a boy or girl! The other fashions certainly make me feel a kind of homesickness as I am attracted to it and would wear it. I like that jacket you bought, it suits you (no pun intended)!
Mai 5, 2014 at 8:14 nachmittags
Did you wear them in Australia?
Mai 12, 2014 at 1:24 vormittags
Yes, for a little while! But only in the immigration camp when I was four to seven years old, but I do remember having outgrown the outfit quite soon as I shot up, height-wise and was quite tall for my age when I was seven! I do have photos!
Mai 5, 2014 at 7:00 nachmittags
Love their chic unique style - adore frock coats!
September 3, 2014 at 12:26 nachmittags
ein lehrreicher Bericht…