Im geschichtsträchtigen Rokokoschloss in der Leopoldskronstraße entwickelte Max Reinhardt zusammen mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss 1920 die Idee des Festivals. Das wundert nicht, denn das Schloss und seine malerische Kulisse sind pure Inspiration.
Nicht die Festspiele, sondern „Leopoldskron ist diejenige seiner Inszenierungen gewesen, auf die er am stolzesten war“, sagte die Schauspielerin Helene Thimig, zweite Ehefrau Reinhardts. Eine Inszenierung, die fast 20 Jahre lang dauerte.
Mit dem Kauf des barocken Schlosses im Jahre 1918 erfüllte sich der damals berühmteste Theaterimpresario Europas einen lang gehegten Traum. An seine Frau in Berlin telegrafierte er: „Leopoldvertrag unterzeichnet. Gott schenke uns für dieses köstliche Gehäuse die glücklichsten Inhalte“.
In den nachfolgenden zehn Jahren investierte Reinhardt viel Zeit und sein gesamtes Geld in die Renovierung der Räume und die Neugestaltung des Parks. Aus dem versumpften und verwilderten Terrain um das Schloss herum wurde ein barocker Park voller Skulpturen, alten Orangen- und Zitronenbäumen aus Schloss Schönbrunn, Gartentheater, exotischen Vögeln und einer Zwergerlwiese mit grotesken Sandsteinfiguren. Im Schloss ließ er die große Halle im Erdgeschoss errichten, die im 18. Jahrhundert als Wendeplatz für Pferdekutschen diente. Eines der Prunkstücke der großen Halle ist die „Freudenhaus-Madonna“, die einst die Fassade eines Wiener Bordells zierte. Der Erwerb soll Reinhardt einige Überredungskünste gekostet haben, denn die Bordellbesitzerin trennte sich nur ungern von der Beschützerin ihrer Mädels. Der offene Kamin in der Halle ist ein Original aus der Erbauungszeit und der einzige noch funktionierende im Gebäude. Direkt über dem Kamin hängt das Familienwappen von Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian, der das Schloss in den Jahren 1736 bis 1744 als Familiensitz bauen ließ.
Firmian ging als „Protestantenvertreiber“ in die Geschichte ein. Weil er der katholischen Kirche die „alte Macht und Herrlichkeit“ wiedergeben wollte, ließ er alle Protestanten, damals rund 22.000, aus Salzburg vertreiben. Firmian starb 1744. Er wurde im Salzburger Dom bestattet, sein Herz jedoch in der Kapelle des Schlosses neben der großen Halle.
Im Stockwerk über der großen Halle befindet sich der elegante Marmorsaal mit prunkvollen Stuckarbeiten an Decke und Wänden und einem herrlichen Blick über den Weiher und auf die Berge. Max Reinhardt nutzte den Saal für Feste und Theateraufführungen.
Herzstück von Leopoldskron ist die prachtvolle Bibliothek, die Reinhardt nach dem Vorbild der Klosterbibliothek St. Gallen anfertigen ließ. Im Stuck der Decke sieht man eine tragische und eine komische Theatermaske. Letztere trägt das Gesicht von Reinhardt. Man fragt sich, wie er wohl zur Balustrade hinaufgekommen ist, denn nirgendwo im Raum ist eine Treppe zu sehen. „Er ließ sich eine geheime Wendeltreppe installieren“, erklärt der Tourguide. Die Treppe ist gut hinter den Büchern versteckt und verband seine Wohnung mit der Bibliothek. Bis heute ist die Geheimtreppe der einzige Zugang zur Balustrade. Die Bibliothek führt ins Chinesische Zimmer, damals wie heute Lese- und Ruheraum. Der Drache an einem der Bücherregale ist ein Originalstück aus China. Vom Chinesischen Zimmer kommt man in den „Roten Salon“ (heute McGowan Zimmer), den Reinhardt als Besprechungsraum nutzte. Hier fielen alle wichtigen Entscheidungen zu den Salzburger Festspielen. Während der Ära Max Reinhardt war Leopoldskron ein wichtiger Treffpunkt für Theaterproduzenten, Komponisten, Schauspieler und Schriftsteller aus Europa und den USA. Während sich Reinhardt in den USA aufhielt, wurde das Schloss von den Nationalsozialisten als jüdischer Besitz konfisziert. Reinhardt sah Leopoldskron nie wieder. Er starb 1943 in New York. Vier Jahre später wurde das Schloss an seine Frau und Söhne zurückgegeben.
Helene Thimig vermietete 1947 Räume des Schlosses an die amerikanische Bildungsgesellschaft „Salzburg Global Seminar“, die dort seither mehrtägige internationale Konferenzen und Seminare veranstaltet. Schloss Leopoldskron befindet sich mittlerweile im Besitz der Gesellschaft. Seit 2013 dürfen nun auch externe Gäste dort wohnen. Der Meierhof wurde komplett renoviert und Ende Februar 2014 neu eröffnet.
April 19, 2014 at 10:05 vormittags
:)
April 19, 2014 at 10:06 vormittags
nice pictures