Das kleine idyllische Städtchen am Fluss Avon in Ontario verwandelt sich seit 60 Jahren von April bis Oktober in einen Festspielort mit einer halben Million Besucher. Und seit ein junger Stratforder über Nacht zum Teenie-Idol einer ganzen Generation erkoren wurde zum Pilgerort zahlreicher nordamerikanischer Teenager.
„Justin wohnt seit 2008 nicht mehr“, sagt die Angestellte im Tourist Office zu einer Gruppe Teenager, die in Begleitung ihrer Mütter aus den benachbarten USA angereist sind, um sich auf die Spuren ihres Idols zu begeben. Sie erhalten den „Justin’s Stratford“ Plan wo alle wichtigen Stationen des Teenie-Stars eingezeichnet sind und machen sich damit auf den Weg. „Seit der Junge ein Weltstar ist, kommen sie das ganze Jahr über in Scharen“, erklärt die Frau dem nächsten Touristen, der aus Schweden kommt und keine Ahnung hat, wer dieser Justin eigentlich ist. Er ist wegen Shakespeare hier.
Von April bis Oktober pilgern Kanadier, US-Amerikaner und eine kleine Anzahl Europäer in das beschauliche kleine Städtchen Stratford am Fluss Avon. Sie kommen, um ein Stück von Shakespeare zu sehen. Auf der besten und größten Shakespeare-Bühne Nordamerikas.
Alles wirkt sehr britisch in Stratford. Die viktorianischen Häuser, die Parks, die Geschäfte mit Waren aus Schottland, die Pubs und Restaurants. Auf dem Avon schwimmen Schwäne und Ruderboote gleiten langsam unter hölzernen Bogenbrücken hindurch. Auf der Wiese am Ufer spielen Musiker, College-Studenten sitzen auf Decken im Gras und diskutieren, Familien und Touristen picknicken im Schatten großer Bäume.
In dieser Umgebung wuchs der 1920 geborene Tom Patterson auf, der als Teenager von seinem eigenen Theater träumte. Eines wie zu Zeiten Shakespeares, wo die Bühne bis in den Zuschauerraum hinein reicht und von drei Seiten mit Sitzen umgeben ist. Wo sonst sollte Shakespeare in Kanada gespielt werden, wenn nicht in Stratford, das nach dem Geburtsort des großen Dichters, Stratford-upon-Avon, benannt wurde?
Ein anderer Teenager hatte über 70 Jahre später auch einen Traum. Ein Weltstar wollte er werden. Als Kind brachte er sich Schlagzeug, Trompete, Gitarre und das Klavierspiel selbst bei. Mit sechs Jahren verdiente er sein erstes Geld als Straßenmusikant vor dem Avon-Theater, mit 12 war er ein You-Tube-Star, mit 16 ein Weltstar. Justin Bieber.
Tom Patterson musste länger auf die Verwirklichung seines Traumes warten. Erst 1952 konnte er Stadträte und Investoren von seiner Idee überzeugen. Das Startkapital von 150.000 Dollar reichte zwar für den Bau einer Shakespeare-Bühne und die Bezahlung der Schauspieler, war aber zu wenig für den Bau eines Theatergebäudes. Provisorisch wurde deshalb über Bühne und Zuschauerreihen ein gigantisches Zelt errichtet. Star der Premiere im Juli 1953 war der englische Schauspieler Alec Guinness, der Richard III. spielte. In Erinnerung an das erste Festival hat das vier Jahre später erbaute Gebäude des Festival Theaters die Form eines Zeltes. Unübersehbar thront es auf einem Hügel gegenüber der Flusswiese.
Heute ist das „Stratford Festival Theatre“ das größte Theater seiner Art in Nordamerika. „Was die Größe anbelangt können wir uns durchaus mit dem Royal Shakespeare Theater in Stratford-upon-Avon messen“, sagt Festival-Direktorin Anita Gaffney.
Jährlich besuchen 500.000 Theaterbegeisterte das Festival. Viele sind Stammbesucher. Während des Festivals sind über 100 Schauspieler am Theater engagiert. „Wer nicht mindestens einmal in Stratford aufgetreten ist, ist kein echter nordamerikanischer Schauspieler“ erklärt Kent von der Gruppe „Friends of the Festival“, die Besucher über die Geschichte des Festivals informiert. Die Liste der berühmten Filmstars, die in Stratford aufgetreten sind, ist lang. Dazu zählen Peter Ustinov, James Mason, Jessica Tandy, Maggie Smith, Christopher Walken, William Shatner, Julie Harris und der kanadische Schauspieler und Oscar-Preisträger Christopher Plummer, der seit 1956 immer wieder in Shakespeare-Stücken brilliert.
Das Festival-Budget 2013 betrug 75 Millionen kanadische Dollar. Davon hätte Tom Patterson 1952 nur träumen können. Die teuerste Produktion in der Geschichte des Festivals war die Rockoper Tommy, die 2013 auf dem Spielplan stand. „Das lag an den vielen Spezialeffekten, die dafür benötigten Techniker, die aufwendigen Kostüme und wechselnde Bühnenausstattung“, sagt Anita Gaffney. „Was war das bisher erfolgreichste Stück?“ will ich von ihr wissen.
„In unserer 60-jährigen Geschichte hatten wir viele Highlights, angefangen mit unserer ersten Produktion, „Richard III.“ mit Alec Guinness. Ebenso „König Lear“ mit Christopher Plummer und „Wie es euch gefällt“ mit Maggie Smith. Erfolgreiche Produktionen der letzten Zeit waren „Der Sturm“ mit Christopher Plummer, „Cymbeline“ und „Maria Stuart“, beide unter der Regie von Antoni Cimolino“, antwortet sie.
Kent führt uns hinter die Kulissen. Dorthin, wo Kostüme, Masken und Bühnenbilder entworfen werden. Die Kostüm-Werkstatt mit Blick auf den Fluss ist ein chaotisches Labyrinth aus Nähmaschinen, Büsten, bunten Stoffen und einer Unmenge von Knöpfen in allen Größen und Farben.
An die Werkstatt schließt sich der riesige Proberaum „Rehearsal Hall 3“ an. Der Boden ist in vier Farben markiert, die für die vier Theater (Festival Theatre, Avon Theatre, Tom Patterson Theatre, Studio Theatre) stehen. „Das ist was für dich“, sagt eine Teilnehmerin der Backstage-Tour zu mir, als wir vor dem Reich der Hutmacher stehen und deutet auf meinen Hut. Die schönsten Hüte aus allen Epochen liegen in Regalen. Wie gerne würde ich sie aufprobieren. Anfassen ist jedoch strikt verboten.
Im Raum nebenan befindet sich die Schuhwerkstatt. Für jedes Stück werden neue Schuhe entworfen und den Schauspielern individuell angepasst. „Wow, sieh dir diese Haare an!“ sagt die Frau vor mir zu ihrem Mann, als wir in die Perückenabteilung kommen. „Unsere Perückenmacher verwenden nur Echthaar aus Europa und Afrika. Alle Perücken sind handgemacht und bestehen aus 11.000 bis 65.000 Haaren“, erklärt Kent. Hinter den Pappköpfen mit Perücken liegt der Waffenraum. Der ist jedoch verschlossen, denn darin befinden sich echte Waffen. Zu sehen sind hinter einer dicken Glasscheibe lediglich ein paar antike Pistolen, Degen und Messer. Am Ende der Tour stehen wir vor der Shakespeare-Bühne, wo wir am Abend zuvor eine wunderbare und sehr moderne Inszenierung des „Kaufmann von Venedig“ gesehen haben.
Zeit für die anschließende Tour zum Kostümhaus bleibt nicht, denn wir haben Karten für die Nachmittagsvorstellung von „Warten auf Godot“ im Tom Patterson Theater. Die Bühne ist an drei Seiten von Zuschauerreihen umgeben. Treten die Schauspieler ab, müssen sie an den Zuschauern vorbei. So haben wir fast das Gefühl, selbst am Geschehen teilzunehmen.
Der amerikanische Film- und Bühnenschauspieler Brian Dennehy, der im ersten Rambo-Film mitgespielt hat, spielt die Rolle von Pozzo. Am selben Abend sehen wir ihn als Earl of Shrewsbury in Maria Stuart. Am Tag zuvor sind wir ihm auf der Straße begegnet. Stratford ist klein. Jeder kennt jeden und jeder kommt mit jedem ins Gespräch – mit Einheimischen, den Schauspielern, den stolzen Müttern von Jungschauspielern in ihrer ersten Hauptrolle und mit Theaterbegeisterten aus aller Welt. Nur die „Bieberaner“ aus den benachbarten USA bleiben lieber unter sich.
INFO
Stratford liegt 150 Kilometer südwestlich von Toronto.
Allgemeine Informationen zu Stratford: http://www.visitstratford.ca
Festival-Spielplan 2014: http://www.stratfordfestival.ca
Dezember 18, 2013 um 5:31 nachmittags
I Nominate you for A Christmas Bouquet – Awards – Ajaytao – 48 Nominations
please choose any 3 awards out of the 48
accept it and oblige
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http://ajaytao2010.wordpress.com/2013/12/18/christmas-bouquet-awards-ajaytao-48-nominations/
Dezember 19, 2013 um 4:11 vormittags
It is a great place. Worth to visit.
Dezember 25, 2013 um 10:21 nachmittags
Should be great experience to be there and to watch…. Thank you, love, nia
Dezember 25, 2013 um 11:55 nachmittags
It really is!
Dezember 25, 2013 um 10:55 nachmittags
May joy and happiness snow on you May the bells jingle for you May Santa be extra good to you! Merry Christmas!
Dezember 25, 2013 um 11:55 nachmittags
Thank you, Maxima. Same to you!