Im ehemaligen Selbstbedienungsrestaurant der Migros am Eigerplatz stehen Flüchtlinge aus den Krisengebieten dieser Welt am Herd und zaubern den Geschmack ihrer afrikanischen und asiatischen Heimatländer auf die Teller. Die Menüplanung obliegt zwar allein dem Küchenchef, die multikulturellen Küchenhilfen haben jedoch die Möglichkeit, ihre eigenen Rezeptideen einzubringen. Gelingt das Probekochen, werden die Gerichte in die Menüplanung und ins Rezeptbuch von La Cultina aufgenommen. Dass dies gelingt, davon zeugen die über 2.000 verschiedenen Gerichte, die hier im Jahr gekocht werden.
Ins Leben gerufen wurde das Schulrestaurant im Januar 1999 als Integrationsprojekt mit dem Ziel, jungen Asylbewerbern eine Erstausbildung im Bereich der Gastronomie zu ermöglichen, um sie in den Schweizer Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Restaurant finanziert sich zu drei Vierteln über die Erträge der Mittagsmenüs sowie Catering-Services. Die Kosten für den Ausbildungsteil übernimmt die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern (GEF). In einer sechsmonatigen Ausbildung erlernen die jungen Menschen aus Afghanistan, Äthiopien, Bangladesh, dem Irak, Tibet, Togo und vielen anderen Krisengebieten im Fachunterricht und in der Küche die Grundkenntnisse der Gastronomie. Damit in der Küche kein babylonisches Sprachengewirr herrscht, steht für die Projektteilnehmer auch Deutschunterricht auf dem Programm, den sie in der Küche gleich praktisch anwenden können. Learning by doing. Ziel des Unterrichts, der zweimal wöchentlich stattfindet, ist zudem, den Asylsuchenden die Werte zu vermitteln, die in der Schweiz gelten. Bisher war es vielen ehemaligen Teilnehmern nach Beendigung des Kurses möglich, eine reguläre Anstellung in regionalen Betrieben zu finden.
Gab es anfangs noch Berührungsängste, hat das Schulrestaurant mittlerweile eine treue Stammkundschaft.
Adresse Seftigenstrasse 1 (Eingang Migros, 1. Stock), 3007 Bern, Tel. +41(0)31/3761370, ÖV Tram 3 und Bus 10 Richtung Schliern bis Haltestelle Eigerplatz | Öffnungszeiten Mo – Fr 7.30 – 17 Uhr.
Der Text stammt aus meinem aktuellen Buch 111 Orte in Bern, die man gesehen haben muss.
August 17, 2015
Schweiz