Es ist Wochenende. Die Hauptstädter beladen ihre Autos mit riesigen Picknickkörben, fahren zu den Bootsanlegestellen nach Xochimilcho, mieten sich für wenige Pesos eine Trajinera, eine überdachte Art Gondel und lassen sich ein paar Stunden lang auf den Kanälen spazieren fahren. Reichen die Vorräte der Picknickkörbe und die Getränke nicht aus, gibt es Nachschub von schwimmenden Feinkostläden und Getränkehändlern.
„Ich habe den besten Silberschmuck in ganz Mexiko“ ruft ein Schmuckverkäufer mit Bauchladen und springt mit Riesenschritten von einem Boot aufs nächste. „Señorita, schauen Sie sich meine Tücher an“, höre ich eine Stimme vor mir. Eine Frau streckt mir von einem Ruderboot einen Stapel bunter Baumwolltücher entgegen. „Las bebidas, finalmente! Endlich kommen die Getränke“, rufen Teilnehmer einer Geburtstagsgesellschaft, als sich ein Boot mit Kühlboxen nähert.
Rudernde Händler bieten ihre Waren feil: frisch gebackene Tortillas, Tacos, Luftballons, bunte Puppen, Souvenirs, frisch gepflückte Blumen, Gemüse, Obst, Käse und Getränke. Manche Boote sind schwimmende Tante-Emma-Läden.
Es wird am Abend kühl und man hat keine Jacke dabei? Kein Problem. Ein rudernder Händler mit wärmenden Decken und Ponchos ist schnell zur Stelle. Auf den Trajineras, auf denen bis zu 25 Personen Platz haben, wird getanzt, gefeiert, geküsst, gegrillt, diskutiert, gestritten und gesungen.
Familien mit Kindern, Großeltern, Tanten, Onkeln und Gruppen von Jugendlichen und Studenten sitzen auf langen Holzbänken und Holzstühlen an Tischen, während der Trajinero sie mit einer Stake durch Teile des 150 Kilometer lange Kanalsystems steuert.
Anders als sein venezianischer Kollege singt er dazu jedoch nicht. Das übernehmen die Mariachi-Gruppen, die mit Gitarren, Vihuelas, Geigen und Trompeten auf eigenen Booten unterwegs sind und Ständchen gegen Bezahlung bringen.
Unser Trajinero hält das Boot an als sich eine Mariachi-Gruppe nähert. Für 200 Pesos haben wir zwei Wünsche frei. Wenige Minuten später singen sie meine beiden mexikanischen „all time favorites“ „Perfidia“ und „Besame Mucho“. Beifall ertönt von allen Seiten, als sie sich verneigen und davon rudern.
Die Kanäle sind mit Gerüchen der mexikanischen Küche erfüllt. Aus allen Richtungen tönt Musik: Reggae, Rock, Pop, Rap, Schlager und traditionelle mexikanische Volksmusik. An diesem Samstag scheint die halbe Hauptstadt auf den Kanälen unterwegs zu sein.
Es kommt zu einem Bootsstau, nichts geht mehr. Ein Boot rammt das andere. Die Menschen nehmen es gelassen und feiern weiter. Schließlich stehen sie nicht im nervtötenden Feierabendverkehr auf der Avenida Insurgentes.
Xochimilco ist einer der 16 Stadtbezirke von Mexiko-Stadt, liegt 25 Kilometer südöstlich des Zentrums und ist Weltkulturerbe der UNESCO. Das Wort Xochimilco stammt aus dem Aztekischen und bedeutet „Ort, an dem die Blumen wachsen“. Heute wachsen die Blumen auf den fruchtbaren Chinampas, den Inseln auf den von den Azteken im 14. Jahrhundert künstlich angelegten Kanälen. Die Inseln werden schwimmende Gärten genannt.
Der Preis wird mit dem Trajinero an der Anlegestelle ausgemacht. Eine Stunde kostet umgerechnet maximal zwischen 7 und 8 Euro pro Person auf einem Privatboot. Auf dem Sammelboot kostet die Stunde pro Person ungefähr 1 Euro.
Zum Embarcadero, der Anlegestelle in Xochimilco fährt man am besten mit dem Taxi. Taxifahren ist in Mexiko relativ billig. Ansonsten mit der Metro bis Tasquena und von dort aus weiter mit dem Tren Ligero nach Xochimilco.
August 27, 2013 um 4:28 nachmittags
SuperSCHÖN..zusammen gestelltes**FESTIVAL**hab einen schönen ABEND..und ich danke dir für deinen lieben BESUCH bei mir….HERZlichst ANDREA:))