Auf Regalen und in Nischen stehen präkolumbianische Figuren, an den Wänden hängen afrikanische, asiatische und polynesische Masken sowie Originalwerke von Frieda Kahlo, Diego Rivera und Max Beckmann. Die Zimmer, Bäder und die Küche des Hauses sind mit über 1300 Gemälden, Antiquitäten und Skulpturen aus allen Teilen des Erdballs geschmückt. Robert Brady, Weltreisender, Künstler, Kunstsammler, Bonvivant und Philanthrop schuf sich schon zu Lebzeiten sein eigenes kleines Museum. Geschichten über seine prunkvollen Partys, zu denen der internationale Jetset, Hollywoodstars, Royals und Diplomaten kamen machen noch heute in Cuernavaca die Runde.
Viel ist über Robert Brady (1928-1986) nicht bekannt. Er stammt aus einer reichen Familie in Iowa, studierte in Chicago Kunst und lebte mehrere Jahre in Venedig, bevor er 1959 nach Mexiko zog und drei Jahre später in Cuernavaca ein ehemaliges Franziskanerkloster, Casa de la Torre, aus dem 16. Jahrhundert erwarb und renovierte.
Der hügelige Ort, der 80 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt in einem Tal liegt wird wegen seines ausgeglichenen Klimas Stadt des ewigen Frühlings genannt. Hinter hohen Mauern befinden sich prachtvolle Villen und Haciendas, die Wochenend- und Ferienresidenzen wohlhabender Hauptstädter.
Das himbeerrote Casa de la Torre liegt in der ruhigen Calle Netzahualcóyotl. Über eine alte Steintreppe gelangt man zum ersten Innenhof, wo sich ein kleines Café befindet. Die Gebäude rings um den Hof sind mit Efeu bewachsen. Eine steile Treppe führt zum zweiten Garten und dem Swimmingpool hinauf, wo eine Steinterrasse direkt in eines der drei Wohnzimmer führt, das zum Pool hin offen ist.
Die Weiß und Grün gestrichenen Wände sind voller bunter Holz- und Steinmasken, in Regalen und Wandnischen stehen kleine Figuren und Skulpturen aus aller Welt. Drei Stufen unter einem Rundbogen führen ins Esszimmer mit mexikanischen Kolonialmöbeln, wo ein festlich gedeckter Tisch steht. Es ist fast so, als würden der Hausherr und seine Gäste jeden Moment durch den Rundbogen schreiten und Platz nehmen. Im größten der drei Wohnzimmer, dem Sala Amarilla, hängt das Originalgemälde „Selbstporträt mit Affe“ von Frieda Kahlo. Die hellen Sofas sind voller bunter Kissen, in den Wandnischen und auf Tischen stehen Skulpturen.
An den Wänden hängen zwischen den Gemälden und Zeichnungen mexikanischer Künstler wie Rivera, Tamayo und Covarrubias auch die eigenen Werke Bradys. Wie das Porträt von Peggy Guggenheim, mit der er sich während seiner Jahre in Venedig angefreundet hatte.
Auf einer Kommode stehen gerahmte Fotografien der Hollywood-Diven Dolores del Rio, Rita Hayworth und Gloria Swanson, dem Prinz von Savoyen, Maria Callas, Josephine Baker und anderen Berühmtheiten.
Auf wenigen Fotografien ist Brady selbst abgebildet. In seinen weißen Hosen und den weißen Rüschenhemden erinnert er an einen exzentrischen Popstar der siebziger Jahre, mit seinem Oberlippenbart an Freddy Mercury.
Auffallend ist seine Obsession für Josephine Baker. In fast jedem Zimmer stehen Gemälde, Skulpturen und Fotografien der schwarzen Tänzerin und Sängerin, mit der der homosexuelle Maler und Designer bis zu deren Tod 1975 eine tiefe Freundschaft verband.
Eines der Schlafzimmer, “The Red Room”, soll er speziell für sie eingerichtet haben. Trotz ihrer tiefen Freundschaft zu Brady soll sie nur ein einziges Mal darin übernachtet haben. Sie kam zu seinen Partys und ging wieder, sagen Freunde von Brady.
Den Mittelpunkt von Robert Bradys Schlafzimmer bilden mehrere Kruzifixe über dem Türbogen, wovon einige über einen halben Meter groß sind.
Wahre Schmuckstücke sind die beiden bunt gekachelten Bäder mit im Boden versenkten Wannen. Auch hier befinden sich Skulpturen und Gemälde. Handtücher und Seifen liegen parat, auch wenn die Badezimmer längst nicht mehr benutzt werden.
Robert Brady starb 1986 – woran, ist nicht bekannt. Sein Grab befindet sich in seinem Garten, neben den Gräbern seiner beiden Hunde. Sein Haus hinterließ er der Stadt Cuernavaca als Museum mit der Anordnung, dass nichts verändert werden sollte.
INFO
Adresse: Calle Netzahualcóyotl 4, Cuernavaca.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10-18 Uhr, sonntags 10-17 Uhr, montags geschlossen.
Donnerstags ab 18 Uhr veranstaltet der Cine Club Filmabende im Hof des Museums. Gezeigt werden Filmklassiker und zeitgenössische Filme in Originalsprache mit spanischen Untertiteln.
August 22, 2013
Mexiko