Sendet ihr eure Urlaubsgrüße via Facebook, Twitter und Smartphone oder schreibt ihr noch Postkarten? Wenn Letzteres der Fall ist, fahrt nicht nach Montevideo, denn dort gibt es keine!
Ich bin eine notorische Postkartenschreiberin. Freunde und Verwandte bekommen von mir Karten aus allen Ecken der Welt - auch wenn die Zeit knapp ist (wie auf Pressereisen). Schließlich freue ich mich selbst über jede Karte, die ich in meinem Briefkasten finde. In Montevideo fand ich jedoch nicht eine einzige Ansichtskarte - in anderen Städten in Uruguay übrigens auch nicht.
In der Ciudad Vieja, dem historischen Stadtkern Montevideos, gibt es zwar jede Menge Restaurants, Boutiquen, Läden mit allerlei Kram, aber nicht einen einzigen Souvenirladen. „Macht nix“, denke ich, „dann gehe ich in einen Buchladen, dort gibt es bestimmt auch Ansichtskarten“. „Postales de Montevideo?“ Der Angestellte schaut mich fragend an und antwortet: „Haben wir nicht und ich weiß auch nicht, wo es diese gibt”.
Ich marschiere weiter, inspiziere jede Buchhandlung, jeden Kiosk, Papierläden und Marktstände auf der Plaza Zabala, übersehe die prachtvollen Gebäude und Plätze ringsum und habe nur noch Augen für Läden, in denen ich Ansichtskarten vermute.
Als ich auf dem Schild eines Gebäudes “El Correo” (Post) lese, gehe ich schnurstracks hinein. Vielleicht verkaufen sie auch Ansichtskarten? Zumindest haben sie Briefmarken für die Karten, die ich eventuell doch noch finde.
„Briefmarken gibt es oben“, sagt der Wachmann in der Eingangshalle und deutet auf die Treppe. Als ich die Briefmarken kaufe frage ich die Postangestellte ob sie wüsste, wo es in der Stadt Postkarten gäbe. „Postales? Noooo, Ansichtskarten von Montevideo gibt es nicht. Ich kann Ihnen aber vorfrankierte Postkarten anbieten“, antwortet sie und zieht eine Schachtel mit zehn Karten aus der Schublade, die sie vor mir ausbreitet. Leider sind es keine Ansichtskarten, sondern abstrakte rosa- und lilafarbene Drucke, die Pferde und Strände in Uruguay darstellen sollen. Schön sind sie nicht, aber ich kaufe sie, denn wer weiß, ob ich überhaupt richtige Ansichtskarten finde.
Ich schreibe die Karten gleich, denn die Post macht bald zu und der Briefkasten in der Eingangshalle ist der einzige in ganz Montevideo, erfahre ich von der Angestellten. Dass es keine öffentlichen Briefkästen gibt, hat seinen Grund: derjenige, der einen Brief oder eine Karte schreibt, muss diesen nach Aufkleben der Briefmarke selbst abstempeln. Das spart Arbeitskräfte! Der Stempel, der einzige in der Stadt (!!), steht unten in der Eingangshalle.
„Warum gibt es in diesem Land weder Postkarten noch Briefkästen?“ frage ich später einen Einheimischen. „Wer braucht denn so was?“ fragt er verwundert. „Ich habe noch nie im Leben eine Postkarte geschrieben, geschweige denn einen Brief eingeworfen. Wer macht das heute noch? Hierzulande benutzen wir ausschließlich E-Mail!“
Ein Laden mit Postkarten, Briefmarken, Stempel und Briefkasten in Montevideo - das wäre doch die Geschäftsidee für Landschaftsfotografen. Bei all den europäischen und amerikanischen Tagestouristen, die mit der Fähre aus Buenos Aires kommen, hätte ein solcher Laden garantiert Erfolg!
Februar 6, 2014 at 10:39 vormittags
Oh, stimmt - Postkarten und Montevideo ist keine gute Kombination. Ich habe einer Freundin während eines Jahres von überall auf der Welt eine Karte zukommen lassen. In Montevideo war es sehr schwer, ich erinnere mich… ich habe dann aber in einer Seitengasse in der Altstadt Glück gehabt. In einem Antiquitätenladen :-)
http://alongsunnymoon.blogspot.ch/2013/11/in-uruguays-ruhiger-hauptstadt.html
Februar 6, 2014 at 4:38 nachmittags
Dann war es sicher eine antiquarische Postkarte?
Februar 9, 2014 at 7:24 vormittags
Ach wie schade! eine Postkarte ist doch noch mal was ganz anderes als eine email,….Spannender Bericht. Danke!
Februar 23, 2014 at 1:37 vormittags
Wonderful!