Oslo in drei Stunden

April 28, 2014

Norwegen

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Wer zwischen zwei Flügen mehrere Stunden Aufenthalt in Oslo hat, sollte diese optimal nutzen. Die Stadt ist nicht sehr groß, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen eng beieinander und mit dem Zug ab Flughafen sind es bis zum Zentrum nur 20 bis 30 Minuten.

10. April. Flughafen Oslo. Ich habe fünf Stunden Zeit bis zu meinem Weiterflug nach Kirkenes. Durch die Scheiben der Ankunftshalle sehe ich einen grauen Himmel und Menschen, die mit Regenschirmen umher hasten.

Oslo

Trotz des Regens gut gelaunt: Jugendliche in der Karl Johanns Gate.

Fünf Stunden am Gate warten oder trotz des ungemütlichen Wetters zu einem kurzen Streifzug in die City? Ich entscheide mich für Letzteres, denn ich kenne Oslo bisher nur aus den Kriminalromanen von Jo Nesbø. Der Flughafen liegt 50 Kilometer nördlich der Stadt, die Fahrt mit der Regionalbahn dauert 30 Minuten. Irgendwie sehen die Landschaften bei Fahrten vom Flughafen ins Zentrum immer gleich aus. Ziemlich trostlos.

Tigerskulptur vor dem Osloer Bahnhof. Sie erinnert daran, dass die Stadt den Beinamen Tigerstaden hat.

Tigerskulptur vor dem Osloer Bahnhof. Sie erinnert daran, dass die Stadt den Beinamen Tigerstaden hat.

Auf dem zweistöckigen Bahnhof in Oslo herrscht geschäftiges Treiben. Jeder hat es eilig. Auf der Suche nach dem Ausgang zum Zentrum werde ich mehrmals angerempelt. Endlich draußen. Es nieselt und es ist kalt. Mein Regenschirm ist in meinem Koffer, der schon nach Kirkenes eingecheckt ist. Egal, zum Fotografieren würde er sowieso nur stören. Ich folge dem Schild „Sentrum“ und befinde mich auch schon in der Karl Johans Gate, dem Prachtboulevard Oslos, der sich vom Hauptbahnhof bis zum königlichen Schloss erstreckt.

Am Ende der Karl Johanns Gate steht das königliche Schloss.

Am Ende der Karl Johanns Gate steht das königliche Schloss.

Hier befinden sich die wichtigsten historischen Bauwerke des Zentrums: Dom, Nationaltheater, Universitätsgebäude, Parlament und das 1874 erbaute Grand Hotel mit dem berühmten Grand Café, zu dessen Stammgästen im 19. Jahrhundert Munch und Ibsen zählten.

Parlament

Parlament

Dass ich direkt vor dem Grand Café stehe merke ich erst, als ich eine außergewöhnliche Skulptur durch meine Kamera fokussiere.

Skulptur vor dem Grand Café.

Skulptur vor dem Grand Café.

Durch die Linse sehe ich das schwarze Schild des Grand Hotels. Soll ich hineingehen oder nicht? Ich liebe alte Kaffeehäuser, aber die Zeit drängt. Zumal ich in einem vegetarisch/veganen Restaurant am Fritjof Nansens Plass essen möchte, das ich am Morgen über den Online-Restaurantführer für Vegetarier und Veganer „Happy Cow“ gefunden habe. Gegenüber vom Café befindet sich das Parlament. Hier endet der erste Teil der ein Kilometer langen Straße, die bisher Fußgängerzone war. Breite Bürgersteige führen bis zum Schloss. Es sieht so nah aus und ist doch so weit. Aber vielleicht kommt mir das nur so vor weil es regnet und ich friere.

Universität Oslo.

Universität Oslo.

Nicht weit vom Grand Hotel steht das Universitätsgebäude, das 1811 nach dem Vorbild der Humboldt-Universität errichtet wurde. Ich überquere die Straße und bin nun am Nationaltheater. Der Bau aus dem späten 19. Jahrhundert ist architektonisch eine Kombination aus Jugendstil, Klassizismus und Neorokoko. Die Statuen vor dem Gebäude zeigen Norwegens bedeutendste Dramatiker Ibsen und Björnson, Verfasser der norwegischen Nationalhymne.

Nationaltheater Oslo.

Nationaltheater Oslo.

Pavillon beim Nationaltheater.

Pavillon beim Nationaltheater.

Der Regen wird stärker, meine Hände sind fast Eiszapfen. Dummerweise habe ich keine Handschuhe dabei. Die sind im Koffer, wie der Schirm. Ich gehe zum Fritjof Nansens Plass hinüber und suche nach dem vegetarischen Restaurant. The Fragrance of the Heart heißt es. Ich trete ein. Es ist klein, gemütlich und gut besucht. Ich zwänge mich an einen kleinen Tisch in der Ecke und bestelle einen Quinoa-Gemüseauflauf. Viel Zeit lasse ich mir beim Essen nicht, denn mir bleiben nur noch eineinhalb Stunden bis zu meiner Rückfahrt zum Flughafen. Ich verlasse das Restaurant und gehe Richtung Hafen.

Osloer Rathaus.

Osloer Rathaus.

Nach wenigen Metern stehe ich vor einem klotzigen dunkelroten Backsteinbau mit einem großen stufenförmigen Brunnen davor. Das Rathaus. Hier wird alljährlich am 10. Dezember der Friedensnobelpreis verliehen. Schön ist es nicht. Es erinnert mich irgendwie an die realsozialistischen Gebäude in der ehemaligen DDR.

Kunst am Osloer Rathaus.

Kunst am Osloer Rathaus.

Ich steige die Stufen hinauf zum Eingang und zur großen Halle. Die Besichtigung ist kostenlos. Ringsum an den Wänden wird die Geschichte und Kultur des Landes in monumentalen Gemälden dargestellt.

Wandmalereien im Osloer Rathaus.

Wandmalereien im Osloer Rathaus.

Aus dem wandgroßen Fenster am Ende der Halle habe ich einen herrlichen Blick über den Hafen und den Oslofjord. Wie viel schöner wäre der Ausblick bei blauem Himmel!

Der Blick über den Hafen ist an diesem regnerischen Tag eher trist.

Der Blick über den Hafen ist an diesem regnerischen Tag eher trist.

Ich schaue auf die Uhr. Leider reicht die Zeit nicht mehr, um zum Holmenkollen hinauf zu fahren, der mir aus Nesbøs Kriminalromanen so vertraut ist. Ich mache einen kurzen Abstecher im Tourist Office, das nur wenige Meter neben dem Rathaus liegt. Dort erfahre ich, dass es jeden Dienstag um 17 Uhr „Harry Hole Walks“ in Oslo gibt. Leider ist heute Donnerstag und 17 Uhr wäre sowieso zu spät. Beim Harry Hole Walk führen zwei Oslo-Guides Fans von Nesbø durch Harry Holes Universum: Karl Johans Gate (zumindest die habe ich gesehen), Egertorget, Gerichtshof, St. Olavs Platz, Vår Frelsers Gravlund, Sofies Gate, Restaurant Schrøder und Underwater Pub. Ein zweiter Oslo-Besuch steht auf meiner Reiseliste nun ganz weit oben denke ich, als ich im strömenden Regen zum Bahnhof zurück marschiere.Regen in Oslo

INFO

Züge vom Flughafen Oslo ins Zentrum: NSB Regionalzug bis Station Oslo S (Hauptbahnhof). Einfach-Ticket 90 NOK (ca. 11 Euro). Fahrzeit 30 Minuten. Der Zug fährt alle 20 Minuten. Linien L12, R10.

Flytoget Airport Express Train bis Station Oslo S, Fahrzeit 20 Minuten. Einfach-Ticket 170 NOK (ca. 21 Euro). Der Zug fährt alle 10 Minuten.

Essen:The Fragrance of the Heart (vegetarisch/vegan), Fritjof Nansens Plass 2.

Touristeninformation Oslo: Roald Amundsens Gate (am Rathaus). Kostenloser Internetzugang. Öffnungszeiten: Mai bis September Mo-So 9-18 Uhr, Oktober bis April Mo-So 9-16 Uhr.

Die Autorin nahm an der Hurtigruten-Pressereise „Norwegen hautnah und authentisch – 50 Jahre MS Lofoten“ im April 2014 teil.

Möwen vor dem Osloer Bahnhof.

Möwen vor dem Osloer Bahnhof.

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8 Kommentare - “Oslo in drei Stunden”

  1. Thomas Says:

    Hallo, wir sind damals (leider) im Flughafen geblieben und haben dort gegessen. Mit deinem Tipp hätte das wohl anders ausgesehen. In Kopenhagen haben wir dafür einmal bei einem 6 Stunden Aufenthalt die Stadt erkundet.
    Lg Thomas

    Antwort

  2. Elke Says:

    Das Rathaus erinnert mich an Düsseldorfer Architekturen aus den 20er Jahren wie GeSoLei und Wilhelm-Marx-Haus, eines der ersten Hochhäuser Deutschland.
    Ok, also Jo Nesbø als Vorbereitung lesen…. ;-)

    Antwort

  3. Ajaytao2010 Says:

    :) :)

    Antwort

  4. Mara Says:

    Und was ist mit dem Opernhaus, das man direkt neben dem Bahnhof findet?

    Im Rathaus ist es auch sehr kuschellig warm, sodass es gerade im Herbst/Winter ein super oft zum Aufwärmen ist ;) Und am Holmenkollen herrscht auch nicht immer super-Wetter (selbst bei Nieselregel und leichtem Regen ist die Stadt kaum zu sehen)

    LG, Mara

    Antwort

Trackbacks/Pingbacks

  1. (Die Sonntagsleserin) KW #18 - April/Mai 2014 | Bücherphilosophin. - Mai 4, 2014

    […] die geringfügig kühleren Gefilde der norwegischen Hauptsadt geht es auf Atterrata - Unterwegs in der Welt, aber nur für drei Stunden. Dann muss die Bloggerin weiter, einen Anschlussflug erwischen, doch […]

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